Videoarbeiten von An Kaler und Anne Quirynen, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Bjørn Melhus, Meg Stuart, Penelope Wehrli

Galerie Patrick Ebensperger | Plantagenstrasse 30, 13347 Berlin
27. August, 19:30 Uhr Vernissage | EINTRITT FREI
28. – 31. August, 12:00 – 18:00 Uhr | EINTRITT FREI

 

An Kaler / Anne Quirynen On Orientations | Shifting the burden
“Shifting the burden” ist eine Zusammenarbeit der Videokünstler_in Anne Quirynen und Choreograf_in An Kaler. Die Arbeit ist das Ergebnis einer Recherche über die Wahrnehmung von Bewegung im Übergang zwischen verschiedenen künstlerischen Sprachen und Werken. Die Installation verschiebt dabei fließend die Medien Malerei, Videokunst und Choreografie: Eine Figur beschriftet eine zweite Figur. Der auf eine schwarze Fläche projizierte Körper ist in einem Rahmen gefangen. Er scheint seiner Körperlichkeit beraubt und wird von einem Geräusch begleitet, das dem Versuch des Zeichnens und dem Folgen der Bewegung ähnelt, im Wissen, dass der Versuch des Hörens und Sehens von Bewegung nur scheitern kann.

Konzept und Realisation: An Kaler und Anne Quirynen Choreografie: An Kaler Video, Sound und Installation: Anne Quirynen Mit Unterstützung von: PACT Zollverein Essen, Wien Kultur

 
Pauline Boudry / Renate Lorenz CONTAGIOUS!
Installation mit HD video, 12 min und 11 Fotografien, 2010

„Contagious!“ zeigt subversive Protestformen populärer Tanzstile um 1900, und folgt der damals verbreiteten Vorstellung der epidemischen Ansteckung durch körperliche Nachahmung. Die gefilmte Performance zeigt die Ursprünge des „Epileptic Dance“ und des „Cakewalk“ auf den Bühnen der legendären Café Concert im Paris des Fin-de-Siècle. Die Epilepsie Tänze entstanden im Umfeld der medizinischen Studien über „Hysterikerinnen“ in der Klink von Charcot. Die Tänzerinnen der Belle Époque kopierten, überformten und untergruben die als krank bezeichneten Posen der „Hysterikerinnen“, und transformierten deren eigentümliche Kraft und Expressivität in ein tänzerisches Spektakel. Der populäre „Cakewalk“ war ursprünglich ein Tanz der Sklaven auf den Plantagenfeldern in Amerika, der das  gespreizt-steife Gebaren der Weißen verspottete und innerhalb kurzer Zeit zu einem populären Tanz avancierte, der die traumatischen Erfahrungen aus Sklaverei und Kolonialismus im Spektakelhaften zugleich aufhob und bewahrte.

Konzept: Pauline Boudry und Renate Lorenz Performance: Arantxa Martinez und Vaginal Davis
Director of Photography:
Bernadette Paassen Sound: Johanna Herr, Karin Michalski Sound design: Rashad Becker Set Photography: Andrea Thal Make Up: Tan Nguyen DP Assistant: Tim Ottenstein

 
Meg Stuart  The Only Possible City
Video, 2008 (Deutschlandpremiere)
„Das Gesicht stellt zugleich das unwiderrufliche Ausgesetztsein der Menschen und die Öffnung dar, in der sie sich verbergen und verborgen bleiben. Das Gesicht ist der einzige Ort der Gemeinschaft, die einzig mögliche Stadt.“ Giorgio Agamben

Meg Stuart schreibt über The Only Possible City: „Was liegt in der zeitlichen Einteilung von Dingen? In der Alumix-Fabrik, so heißt es im Informationsblatt funktionierten aufgrund der Magnetfelder weder Uhren noch Elektrogeräte… Jegliche Arbeit geschieht unter den genauen Bestimmungen eines Zeitregimes. Zu choreographieren bedeutet, mit diesem Regime umgehen zu lernen. Zu tanzen heißt, es zu durchlaufen. Sich ihm entgegenzustellen. Ich betrachte Bilder als Ausgrabungsstätten. Das Oszillieren zwischen einfachsten Gesten, die Bearbeitung der Spur, die sich in Wiederholung verläuft, das Gesicht: die erste Leinwand. Die Nahaufnahme als Mittel, das optisch Unbewusste und die unfreiwilligen Erinnerungen des alltäglichen Verhaltens zu schärfen, vereinzelt und kollektiv, gleichzeitig gestaltet und gebrochen.“

Konzept und Performance: Meg Stuart Fotografie und Editing: Jorge Léon & Aliocha Van der Avoort Eine Produktion von: Raqs Media Collective and Damaged Goods im Auftrag der MANIFESTA 7

 
Penelope Wehrli House of Snow
Echtzeitgenerierte Video- und Klanginstallation, 2013/14
Die Videoaufnahme eines Bienenvolkes auf einer Wabe. Drei Texte von Stanislaw Lem, Johann Wolfgang von Goethe und Maurice Maeterlinck über sehr unterschiedliche zeitliche Prozesse. Soundmaterial aus „my gait“ von katrinem, einer Langzeitstudie über ihren Schrittrhythmus im urbanen Raum. Die Bienen lösen mit ihren Bewegungen in Echtzeit den Verlauf von Ton und Text aus. Es entfaltet sich ein polyphones Klang- und Gedankengebäude.

Eine Arbeit über Wahrnehmung und Zeit und den Vorgang des Lesens und Verstehens.
Eine kleine Hommage an Richard Buckminster Fuller.

Konzept, Text und Video: Penelope Wehrli System Architektur und Implementierung: Joa Glasstetter Sonarisation und Soundmaterial: katrinem Gefördert von TESLA Berlin e.V.

 

Bjørn Melhus MAESTRA
Video, 3’00 min., loop, (2009/2014)

Ein mit militärischem Hightechgerät schwer bewaffneter und vermummter Reiter sitzt auf dem Rücken eines traditionell gesattelten mexikanischen Pferdes, das auf folkloristische Klänge zu tanzen scheint. Das Zusammenspiel von Reiter und Pferd wirken teils choreografiert, teils unkoordiniert.

Maestra, der Name des mexikanischen Pferdes, bedeutet „Meisterin“ oder „Lehrerin“ und man fragt sich wer in diesem Akt die Zügel in der Hand hat. Das Video MAESTRA entstand aus bislang unveröffentlichtem Material der Produktion HECHO EN MEXICO (2009), die einen Bezug zur mexikanischen Narco-Kultur und Militarisierung des Landes herstellt.

Konzept und Realisation: Bjørn Melhus

 

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